In der Frühe, wenn die Dunkelheit, die eine lange Nacht die Wiesen, Bäche, ja selbst den Himmel geschwärzt, in der Schublade des Morgens verschwindet und die Sonne beginnt, ihr Licht der Welt zu überlassen, und je nach Stand der Dinge Berge schweigen oder bersten, Winde heulen oder winseln, werden Mitteilungen an uns Menschen ausgestreut, die in luftverknoteten Briefen für uns bereitgestellt sind.
Mancher versucht ihnen in die fahlen Schatten der Unterführungen zu entkommen oder auch nur dem Licht, das Verletzlichkeit sichtbar macht.
Mancher schreit, glaubt, durch Gebete oder auch nur durch die Andeutung gefalteter Hände sich in Sicherheit zu wiegen.
Nichts ist uns zugedacht, wir müssen unsere Höhlen erfinden, die im grellen Blitz der Erkenntnis nur Schutzlosigkeit bedeuten.
Eine Planke auf schwankendem Wasser sind wir, das uns jederzeit in seiner Raserei auf die Spitze peitscht, um uns anschließend unter flüssigem Beton zu ersticken.
Ist es doch nur ein Stift, der unsere Leben skizziert, die flüchtig sind und ausradiert werden können, mitten im hellsten Sonnenlicht, im aufkommenden Sternenwind oder in dunklen Nächten.
Bleibt uns zum Schluss nur die Aufräumarbeit des Schmerzes.
Kant schrieb: „ Der Mensch ist nicht geboren, um auf der irdischen Schaubühne der Eitelkeit ewige Hütten zu bauen.“
Gabriele Pflug
empfohlen von lintschi, monika